Die Weltleitmesse für Zahnheilkunde, die Internationalen Dental-Schau, IDS, zeigt vom 25. bis 29. März 2025 in Köln von bewährten Produkten bis zu brandaktuellen Innovationen alles, was der Zahntechniker für sein Labor braucht.
Worauf es sich besonders zu achten lohnt, erläutert Mark Stephen Pace, Vorstandsvorsitzender des Verbands der Deutschen Dental-Industrie, VDDI, im Interview mit unserer Zeitschrift. Die IDS wird vom VDDI gemeinsam mit der Koelnmesse ausgerichtet.
dl: Herr Pace, lassen Sie uns im Endspurt zur IDS direkt auf die Innovationen eingehen. Auf welchen Feldern sollte der Zahntechniker bei seinem Messerundgang besonders nach Neuheiten Ausschau halten?
Mark Stephen Pace: Wenig überraschend ist es nach wie vor die Digitalisierung, wobei insbesondere der Intraoralscanner für das Labor eine ungeahnte Triebkraft entwickelt.
dl: In welchem Sinne?
Mark Stephen Pace: Der Intraoralscanner stellt für Praxen den Einstieg in die digitale Zahnheilkunde dar, doch vielerorts ist es nicht der Zahnarzt, sondern der Zahntechniker, der digitale Technologien mit ihrem ganzen, zum Teil disruptiven Potenzial vorantreibt. Zum Beispiel gibt es dieses Modell: Laboreigene Intraoralscanner werden an Praxen verliehen. Von dort kommen fortan digitale Datensätze statt Elastomerabformungen ins Labor. Diesem ermöglicht das effizientere, weil stärker digitalisierte Arbeitsabläufe.
Vor allem jedoch profiliert sich das Labor beim Kunden als „Enabler“: Es erleichtert dem Zahnarzt oftmals den Einstieg in die digitale Zahnheilkunde, steht ihm dabei an verschiedenen fachspezifischen Stellen mit Rat und Tat zur Seite, sodass automatisch ein gemeinsamer digitaler Workflow entstehen kann.
dl: Wenn Sie einmal vergleichen: Inwiefern sind diese Workflows und auch speziell der Intraoralscanner gegenüber der IDS vor zwei Jahren noch einmal attraktiver geworden?
Mark Stephen Pace: Intraoralscanner verwenden ausgereifte Technologien, werden daher tendenziell preisgünstiger bei gleichzeitig erweiterten Anwendungsmöglichkeiten. Durch integrierte Künstliche Intelligenz – KI – lassen sich beim Scannen unmittelbar Artefakte eliminieren. Darüber hinaus sind digitale Abformungen quaIitativ besser geworden, was sich sehr positiv auf die Passgenauigkeiten der darauf basierenden zahntechnischen Arbeiten auswirkt.
Im Verlauf des Workflows beschleunigt KI das CAD-Design und das gesamte implantologische Backward-planning und wird noch so manche weitere Anwendungsmöglichkeit von kieferorthopädischen Alignern bis hin zu Totalprothesen eröffnen. So wird es kurzfristig zu einer nie gekannten Flexibilisierung dentaler Arbeitsweisen kommen.
dl: Wo wird das auf der 41. IDS 2025 schon greifbar?
Mark Stephen Pace: Zum Beispiel fragt heute niemand mehr, ob sich eine Totalprothese komplett digitalgestützt herstellen lassen könnte. Eher überlegt man sich im Labor-Team genau, ob mit einem einzigen 3D-Druck-Auftrag das ganze Werkstück gefertigt werden soll oder ob die separate Herstellung von Prothesenbasis und Zähnen mit anschließendem Verkleben der bessere Weg ist.
dl: Apropos 3D-Druck – wie sehen Sie diese Technologie heute?
Mark Stephen Pace: Damit verfügt der Zahntechniker, neben der subtraktiven Fertigung, sprich: fräsen und schleifen, über eine Alternative. Die additive Fertigung bietet den Vorteil, fast keinen Materialausschuss zu produzieren. Das ist aus Nachhaltigkeitsgesichtspunkten zu begrüßen. Auch kommen über neue Druckmaterialien immer mehr Indikationen hinzu, und die Möglichkeit zum Mischen verschiedener Komponenten birgt das Potenzial, Werkstoffe mit fein eingestellten Eigenschaften zu konfektionieren.
dl: Wo Workflows immer digitaler werden, wittern Kritiker schnell Probleme bei der Datensicherheit. Wie bekommt man sie in den Griff?
Mark Stephen Pace: Wir haben es tatsächlich mit vielen Daten, auch mit vielen unterschiedlichen Datenformaten, zu tun und mit diversen Softwares zu ihrer Verarbeitung. Da werden DICOM-Daten aus der digitalen Volumentomographie mit STL-Daten eines Intraoralscanners zusammengeführt, und wieder ein anderes Programm erstellt daraus automatisch ein virtuelles Modell. Jeder Job ist dabei bestimmten Patienten zugeordnet.
Wenn wir sinnvolle disruptive Technologien in der Hand haben, sollten wir diese Technologien beherzt zum Wohl der Patienten nutzen. Vertrauen lässt sich langfristig nur durch einen konsequenten Datenschutz sichern. Wie das erfolgt, wird durch die Datenschutz-Grundverordnung und das Bundesdatenschutzgesetz klar definiert. Es ist uns allen schon intuitiv bekannt: Selbstverständlich brauchen wir wirksame Firewalls nach außen, Zugriffskontrollen im eigenen Hause und eine Verschlüsselung sowohl für abgespeicherte Daten als auch während der Übertragung von Daten von einem Gerät auf das andere, von der Praxis ins Labor und umgekehrt bzw. in eine Cloud. Der Verband Deutscher Zahntechniker-Innungen stellt dazu eine Reihe hilfreicher Informationen zur Verfügung.
Wie sich Gesetze und Verordnungen im Laboralltag umsetzen lassen, erfährt der Besucher der IDS vom 25. bis zum 29. März 2025 in Köln aus erster Hand. Vor allem jedoch gewinnt er vor Ort ein vollständiges Bild vom Stand der Technik in puncto Zukunftstechnologien. Auf dieser Basis entscheidet der Zahntechniker über Investitionen für sein Labor, um weiterhin ein verlässlicher Vorreiter und „Technical Guide“ durch die Welt der digitalen Zahnheilkunde für andere zu sein. Das Interview führte Christian Ehrensberger
Fotos: Koelnmesse/IDS Cologne/Harald Fleissner/Thomas Klerx
