Wir von der dl-Redaktion freuen uns ja immer, wenn wir Feedback von Leserinnen und Lesern erhalten. So äußerte sich ein Zahntechnikermeister zur Stress-Situation in den Dentallaboren. Er benutzte dazu den Begriff „Titanic-Prinzip“. Diesen „Fall“ möchten wir gerne mit Ihnen teilen und sind gespannt, wie Ihre Meinung dazu ist …
„Gähn-Thema Arbeitsschutz? Mitnichten!“ Unter diesem Titel erscheint in „das dental labor“ seit einiger Zeit eine Artikelserie von Zt. Karola Will. Sie ist beim Verband medizinischer Fachberufe e. V. – kurz VmF tätig und hat dort die Referatsleitung Zahntechnik inne. In der Ausgabe 7-8/24 erschien der Beitrag „Stress lass nach? Schön wär’s!“. Hier ging es nun speziell um die Ergebnisse der Online-Umfrage des VmF zur Stressbelastung im Zahntechnikerhandwerk. Und die haben ja bekanntermaßen für besonders viel Gesprächsstoff in der Branche gesorgt.
Unter anderem erreichte die dl-Redaktion eine E-Mail von Ztm. Markus Dold aus Donaueschingen. Er hat den Artikel von Karola Will mit großem Interesse gelesen – sowie Veröffentlichungen an anderer Stelle zu diesem Thema – und konstatiert: Die Belastungssituation im Zahntechnikhandwerk wird deutlich dargestellt. Aber: Warum ist das so? Die Feststellung als solche reicht nicht, jetzt müsse detailliert hinterfragt und aufgearbeitet werden, was die Gründe und Ursachen dafür sind. Denn auffallend war ja, dass ein eklatanter Unterschied bei der Stressbelastung im Zahntechnikerhandwerk im Vergleich zum Gesamthandwerk besteht. Dreimal so hoch ist der Stress für Zahntechniker im Vergleich!
In der Folge führte Markus Dold ein langes Gespräch mit unserer Chefredaktion. Für ihn der größte Stressfaktor: Ein Zahntechniker weiß morgens nie, was er an dem Tag noch alles machen muss. Die Arbeitsplanung laufe verkehrt herum. Und es stimmt. „Folgegewerke“ müssen sich normalerweise danach richten, wann ihre Vorgänger fertig werden, und können nicht einfach bestimmen, wann sie weiterarbeiten wollen.
Wer selbst mal umfangreichere Renovierungen oder Umbauten an seinem Zuhause hat machen lassen, wird das kennen. Und von der Autowerkstatt hört man normalerweise auch, dass sie erst weitermachen können, wenn die Ersatzteile geliefert werden und es davon abhängt, wann die Reparatur möglich ist … Wer versucht, Handwerkern anderer Branchen so zu kommen, wie es Zahntechniker tagtäglich erleben (Ausnahmen bestätigen die Regel), bekäme vermutlich zu hören: „Dann suchen Sie sich doch wen anders – viel Glück!“.
Markus Dold würde sich wünschen, dass Zahntechniker sich in diesem Punkt auch mehr Selbstbewusstsein entwickeln und dafür solidarisieren, zum Beispiel ein gemeinsames Gremium bilden, das sich Fragestellungen widmet wie: Was läuft verkehrt? Und wie können wir das gemeinsam ändern, anstatt uns diese unfaire Arbeitsweise von anderen so aufdrücken zu lassen.
„Und die Digitalisierung sorgt nicht für weniger Stress!“, sagt Dold. Im Gegenteil. Seine Anstöße bei einem dentalen Softwareunternehmen für eine Lösung zu sorgen, welche eine an den Standard anderer Handwerksbereiche angelehnte Terminplanung mit Praxen ermöglicht, blieben jedoch unbeantwortet.
Was in den Laboren passiert, nennt Dold das Titanic-Prinzip: Mit Volldampf voraus im Nebel … bis es kracht. Und von der Preispolitik wollen wir hier gar nicht erst anfangen.
Was sagen Sie dazu? Sehen Sie Chancen für eine Veränderung? Und was müsste dafür getan werden? Die Chefredaktion freut sich über Ihre Mail: mira.ross-buettgen@vnmonline.de.
Foto-Copyright: Aan-AdobeStock
