Fräser: Das müssen Sie über AlienTools wissen

Eine neue Firma tritt in den Markt der Fräser ein, der ich zutraue, Impulse zu setzen: AlienTools.

Wir sind immer froh, über Neues berichten zu können. Das Alte kennen Sie nämlich schon.

Spannend: Wird das Neue ins Gras beißen? Oder überlebt es mit langweiligen Produkten, die sich nur über Preisgeschacher verkaufen lassen? Oder gibt es der Branche einen Impuls nach vorne, der den Kunden und den agilen und innovativen Konkurrenten nützt?

Wir haben derzeit eine dieser seltenen Situationen. Ich habe mir die Firma angesehen. Hier steht (fast) alles, was Sie als Kunde oder Konkurrent wissen müssen.

Wer ist AlienTools?
Die AlienTools GmbH (alien-tools.com) ist eine ganz neue (und noch kleine) deutsche Firma mit Sitz in Berlin, die ihre Produkte von Zecha (zecha.de) bezieht.
Zecha sitzt bei Pforzheim, stellt seit 50 Jahren Hartmetall-Werkzeuge her und ist auf Mikrowerkzeuge spezialisiert. Die Firma ist Mitgründer von AlienTools und besitzt 50 Prozent davon.
Zecha hat 150 Mitarbeiter. Der dünnste Fräser, den man herstellt, ist übrigens nur halb so dick wie ein Haar.

Fräser von AlienTools

Zecha wollte schon länger Werkzeuge für den Dental-Markt anbieten, hatte aber nicht das nötige Know-How, um in diesen Markt einzutreten. Mittlerweile hat man es. Den Aufbau und die Geschäftsleitung von AlienTools hat beispielsweise Travis Leer übernommen, der zuvor Sagemax (Zirkon) in Europa aufgebaut hatte (welches neulich von Ivoclar Vivadent gekauft wurde).

In der Produktion von Zecha

Warum hat Zecha AlienTools überhaupt gegründet?
Zecha hätte auch unter eigenem Namen arbeiten und die Produkte konventionell vermarkten können. Das hätte aber Nachteile gehabt:

  • Die Kunden würden die Fräser äußerlich kaum von denen der Konkurrenz unterscheiden können.
  • Das Marketing wäre schwieriger gewesen, weil austauschbarer.
  • Travis Leer, der die Idee zu AlienTools und dessen Marketing hatte, würde sich zu Tode gelangweilt haben.

Zecha geht also mit guten Produkten (siehe unten) und einem besonders auffälligen Marketing in den Markt und benutzt dazu die AlienTools GmbH. Solche Konstrukte sind üblich: Siehe Volkswagen mit Audi, Škoda etc.

Herr Zecha zeigt’s mir!

Was haben Kunden von diesen Fräsern?

  • Die Standzeit ist, nach allem, was ich höre (siehe unten), deutlich länger. Man muss das Werkzeug seltener wechseln.
  • Die Maschinen werden besser deshalb ausgelastet.
  • Man kann sensible Bereiche trotzdem mit diamantbeschichteten Werkzeugen bearbeiten.

Warum sind die Fräser so bunt?
Damit man sie leichter von anderen unterscheiden kann. Eine Funktion hat das nicht.

Wie viel länger halten die Fräser?
Wir vom dental labor testen die Fräser derzeit selbst. Sobald wir eine Aussage machen können (erst ca. Mitte September, wegen Urlaubszeit), finden Sie diese an dieser Stelle.

Derzeit muss ich mich auf die Aussagen der ersten Anwender verlassen. Hier sind zwei:

„Ich habe das AlienTools Test Set vor einiger Zeit (Tools für Zirkon und Beta Versionen für Metall) erhalten und muss sagen, ich bin von der Qualität einfach begeistert. Die Standzeit übertrifft die von Standard Fräsern um ein Vielfaches, und die fräsen immer noch.“
Diese Bewertung stammt von Daniel Hoffmann, Inhaber von Hoffmann & Ridder Zahntechnisches Meisterlabor in Wunstorf.

„The milling burs […] do not fatigue even during the toughest jobs […]which is paired with a unrivaled sharpness of the diamond coated milling head that cuts the material with precision and complete accuracy. I cannot endorse the tools more. they are a fantastic product that any serious dental laboratory milling should be using not just for their value for money but also for the superior quality overall.“
(„… halten was aus… schärfer als andere … präzise Schnitte… sollte man einsetzen weil preiswert und überlegene Qualität“)
Das sagte Keith Morgan, HND Bsc(Hons)RDT vom Toothworx Dental Laboratory in Cardiff.

Warum halten die Fräser länger?
Mehrere Gründe wurden genannt:
Beschichtung
Üblicherweise besteht eine Diamantbeschichtung aus langen Kristallen. Das hat den Nachteil, dass sich Risse bis nach unten auf das Metall ausbreiten können. Die Beschichtung platzt dadurch leichter ab. Die Beschichtung der Fräser von AlienTools besteht aus mehreren Lagen (Sie nennen es FlatCoat®).
Ein Riss in der Diamant-Oberfläche kommt nicht weit, sondern wird an der nächsten Schichtgrenze gestoppt.

Übliche Diamantbeschichtung

Die Lagen einer FlatCoat®-Diamantbeschichtung

Materialzusammensetzung
Zecha bleibt nach eigenen Angaben immer bei den gleichen Schweizer Lieferanten für die Rohlinge, auch wenn die Kobaltpreise steigen und es billigere Alternativen gäbe. Man kennt also das zu verarbeitende Material sehr genau.

Geometrie
Der Spanraum der Fräser ist wohl so gestaltet, dass das abgetragene Material besonders gut weggeführt wird – ein mathematisch recht komplexes Problem.

Rundlauf
Zecha treibt einen erstaunlich hohen Aufwand in der Produktion, um den Rundlauf bestmöglich hinzubekommen. Guter Rundlauf hat nämlich diese Vorteile:

  • Das Werkzeug schlägt bzw. vibriert weniger.
  • Spindel und Lager der Maschine leiden dadurch weniger.
  • Wenn ein Werkzeug „eiert“ ist jeweils nur eine Schneide am Material. Ein Zweischneider wird also gewissermaßen zum Einschneider. Das müsste man ausgleichen, indem man schneller fräst, was wiederum neue Nachteile bringt.
  • Das Werkzeug verbiegt weniger.

Qualitätskontrolle
Zecha hat eine aufwendige, teure und in den Produktionsablauf integrierte Qualitätssicherung.

Über die Form von Fräsern
Falls Sie mehr darüber wissen wollen, wie Fräser aufgebaut sind, können Sie das Kapitel über Fräser aus unserem Buch „Die Nichtmetalle“ kostenlos lesen. Sie finden es hier: zahntechnikzentrum.info/nichtmetalle

(Es lohnt sich übrigens, das Buch zu kaufen: Es gehört zu den besten Bücher über Zahntechnik, die in letzter Zeit auf den Markt kamen, es liest sich sehr angenehm, und der Autor ist ein Top-Mann! Und damit genug der Werbung.)

Scharfe Kanten trotz Beschichtung
Die Kanten der Fräser von AlienTools sind besonders scharf.
Üblicherweise entsteht, wenn eine scharfe Metallkante mit Diamant überzogen wird, eine abgerundete, also weniger scharfe Kante. So, wie wenn man die Schneide eines scharfen Messers mit Lack überziehen würde.
Zecha hat einen Weg gefunden, dass die Kante trotz der Beschichtung scharf bleibt.

470fache Vergrößerung

Falls der Anwender also bislang in sensiblen Bereichen, zum Beispiel am Kronenrand, mit unbeschichteten Fräsern gearbeitet hat (weil nur diese scharf genug waren, dass keine Kanten wegbrechen) kann man jetzt auch diamantbeschichtete dafür benutzen, die nicht so schnell verschleißen.

Glatte Oberfläche
Ist die Oberfläche der Diamantbeschichtung zu rauh, setzt sich das Werkzeug bzw. dessen Spanraum schnell mit Pulver zu. Dann kann der Fräser nicht mehr schneiden, nur noch drücken. Empfindliche Bereiche des Werkstücks können somit weg platzen.
Die Oberfläche der AlienTools ist dagegen sehr glatt.

Übliche Diamantbeschichtung (bei 5µm Auflösung)

FlatCoat®- Diamantbeschichtung (bei 4µm Auflösung)

Wieviel kosten die Werkzeuge?
Die Preise der Fräser von AlienTools liegen im Mittelfeld der Preise von hochwertigen Fräsern. Pro gefrästem Meter sind sie wohl drastisch billiger als einige andere Produkte; wegen der langen Standzeit.

Wie kaufe oder teste ich?
Kunden und Konkurrenten benutzen den Online-Shop (shop.alien-tools.com) oder rufen an (+49 30 549 09 787).
Es gibt auch ein Muster-Set. Das kostet nur die Hälfte und beinhaltet drei Fräser.

Gutes Gewissen
Alien Tools will ein ethisch einwandfreies Produkt anbieten. Deshalb gehen vom Preis jeden Fräsers Ihrer Bestellung 50 Cent an „Aktiv gegen Kinderarbeit“, eine Kampagne von earthlink e.V.:
www.aktiv-gegen-kinderarbeit.de/tag/kobalt

Weitere 50 Cent gehen an den WWF Deutschland für deren Projekte im Kongo: www.wwf.de/themen-projekte/projektregionen/kongo-becken

Die Gründe für dieses Engagement: Travis Leer war entsetzt, als er von den Gräueln erfuhr, die der illegale Abbau von Kobalt im Kongo verursacht. Zecha setzt nach eigenen Angaben keine Konfliktrohstoffe ein.

Hier ist übrigens ein Artikel der Washington Post über das Thema.

Wir freuen uns über Feedback von Kunden und Konkurrenten über die Fräser von AlienTools. Bitte an uwe.kremmin@vnmonline.de.

Die Mikroskop-Aufnahmen stammen von Zecha.

Uwe Kremmin