Always start thinking before 3D printing!

Seit 1992 ist Peter Figge Zahntechnikermeister. Er absolvierte seinen Bachelor of Science Mechanical Engineering in den USA und seit 2001 ist er zudem Fachkraft für additive Fertigungstechniken. Seine Frau Konstanze ist Kauffrau mit Fachrichtung technische Betriebswirtin. Zusammen sind sie 3dimensionen. In diesem Interview sprechen die beiden über Nachhaltigkeit im Bereich 3D-Druck und wo sie in der Zahntechnik die größten Potenziale sehen. Das ganze Gespräch ist in der aktuellen Ausgabe der Dental Digital 1/23 zu lesen.

Stellen Sie sich doch erst einmal vor – wer ist Peter Figge?

Nach mehr als 15 Jahren als selbstständiger Zahntechnikermeister bekam ich die Chance in die USA zu übersiedeln. Für Biomet habe ich die Technologie entwickelt, wie man ein insertiertes Zahnimplantat mithilfe von codierten Einheilabutments im Patientenmund analog/digital abformen und dreidimensional bestimmen sowie diese Informationen in eine CAD-Software überführen kann, sodass man mit diesen gewonnenen Informationen in der virtuellen Welt Zahnersatz konstruieren und hernach fertigen kann. Subtraktiv oder additiv. Weiter habe ich in Zusammenarbeit mit der Firma Hint-Els, dem Fraunhoferinstitut in Jena, Renishaw in England und der Firma Delcam in England einen Digitalisierer – Scanner – entwickelt, mit dem man Dentalmodelle digitalisieren und auch diese Daten in eine CAD-Software implementieren kann. Seit 2014 bin ich wieder in der Selbstständigkeit, mit Schwerpunkt rund um das Thema additive Fertigungstechnologien.

Worin sehen Sie derzeit das größte Potenzial in der Zahntechnik?

Ich sehe die Chance und das Überleben eines künstlerischen Handwerks in der Teilautomatisierung grundlegender Techniken, wie zum Beispiel dem Fräsen von Kronen- und Brückengerüsten sowie dem 3D-Druck von Funktionslöffeln über Modellen bis hin zur additiven Fertigung von Totalprothesen. So können sich die Mitarbeiter auf die wesentlichen Dinge des Handwerks konzentrieren, beispielsweise Kronen und Brücken zu verblenden. Die Arbeitsabläufe passen sich an die neuen, digitalen Technologien an. Die Zahntechnik befindet sich im Umbruch, weg vom traditionellen Handwerk/Handarbeit hin zu teilautomatisierter Fertigung.

Aufgrund des Fachkräftemangels und des Wandels in den Zahnarztpraxen hin zur digitalen Abformung ist die Zahntechnik gezwungen, den Trend zur digitalisierten Fertigung mitzugehen und hat jetzt die Chance, diese mitzuformen, indem sie die Dentalindustrie in eine Richtung lenkt, die für das Überleben der Zahntechnik notwendig ist. Die Dentalindustrie entwickelt sich momentan weg vom Partner der Zahntechnik, dafür hin zum schärfsten Konkurrenten.

Immer mehr Zahntechniker wechseln aus den Laboren zur Industrie und so schafft sich diese die Möglichkeiten, zusätzlich zu ihren Produkten auch noch Zahnersatz direkt anbieten zu können. Über Jahrzehnte hinweg hat sich die Dentalindustrie das Know-how der Zahntechniker abgesogen und setzt es nun gegen diese ein, indem Großlabore mit Dutzenden von angestellten Zahntechnikern aus dem Boden gestampft werden. Dentallabore werden verdrängt, Zahnersatz wird direkt an die Zahnärzte verkauft.